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Grafik der Woche: Externe Kosten des Warentransports in der EU-28

Insgesamt belaufen sich die externen Kosten des Verkehrs in den EU-28-Ländern im Jahr 2016 auf rund 647,0 Mrd. €, wovon 527,9 Mrd. €, in etwa 82%, auf den Personentransport und mit 119,1 Mrd. €, ungefähr 18%, auf den Warentransport zurückzuführen sind.

Ein Vergleich über die Verkehrsträger zeigt, dass der Straßenverkehr mit 53% (62.924 Mio. €) den größten Anteil an den gesamten externen Kosten des Gütertransports in den EU-28-Ländern verursacht. Der Seefrachtverkehr ist für 37% der Gesamtkosten verantwortlich. Einen merklich geringeren Stellenwert nehmen der Eisenbahn- sowie der Luftfrachtverkehr und der Gütertransport über die Binnenschifffahrt ein, wobei bei diesem direkten Vergleich der externen Gesamtkosten wichtig zu beachten ist, dass sich das Transportaufkommen der einzelnen Verkehrsträger stark unterscheidet.

Inwieweit sich die externen Kosten der einzelnen Transportmittel bei gleicher Leistung in den EU-28-Ländern unterscheiden, zeigt die folgende Grafik:

Externe Durchschnittskosten (€/1.000 tkm) je Verkehrsträger für die EU 28

Anmerkung: Seeverkehr bezieht sich hier auf die Durchschnittskosten von 35 ausgewählten Häfen in der EU. Q: WIFO-Berechnungen auf Basis der Daten von van Essen et al. (2019A) für das Jahr 2016.

Mit 34€/1.000tkm weist der Straßengüterverkehr die höchsten externen Durchschnittskosten auf, weitaus niedriger sind die Kosten des Eisenbahngüterverkehrs mit 13 €/1.000 tkm. Die Binnengüterschifffahrt weist mit 19€/1.000tkm einen etwas höheren Wert als der Schienentransport auf. Am geringsten sind die durchschnittlichen externen Kosten des Seeverkehrs mit 7€/1.000tkm.

Entscheidende Unterschiede zwischen den Transportarten zeigen sich auch in der Aufteilung der Gesamtkosten nach Art der Externalität, wie die folgende Grafik verdeutlicht:

Anteil der Kostenkategorien je Verkehrsträger an den gesamten externen Kosten für die EU 28

Anmerkung: Externe Kosten der Straße beziehen sich auf Lkw > 3,5 t. Seeschiffsverkehr bezieht sich hier auf 35 ausgewählte Häfen in der EU. Luftverkehr bezieht sich hier auf 33 internationale Flughäfen. Q: WIFO-Berechnungen auf Basis der Daten von van Essen et al. (2019A) für das Jahr 2016.

So dominieren im Straßenverkehr die externen Kosten für Unfälle und Luftverschmutzung, während im Seefrachtverkehr zwei Drittel der externen Gesamtkosten auf den Bereich Luftverschmutzung, gefolgt von den Kosten des Klimawandels mit einem Anteil von 24%, entfallen. Die externen Kosten des Klimawandels sind mit einem Anteil von rund 67% besonders beim Luftfrachtverkehr relevant und um ein Vielfaches höher als bei den anderen Verkehrsträgern.

Negative externe Kosten dieser Art stellen ein Marktversagen dar, da die tatsächlichen Transportkosten geringer sind als jene Kosten, die der Gesellschaft durch den internationalen Warenverkehr erwachsen. In Folge führt ein mangelhaftes Durchsetzen der Kostenwahrheit zu verzerrten Produktions- und Konsumentscheidungen und Waren werden in zu großem Umfang über zu weite Strecken transportiert. Gleichzeitig werden international gehandelte Waren de facto auf Kosten der Gesellschaft indirekt subventioniert. Dies kann zu einem Wettbewerbsvorteil gegenüber einer lokalen bzw. regionalen Produktion führen. Die Forcierung einer verursachergerechten Bepreisung von externen Effekten adressiert zudem eine der Kernfragen der Transformation des Wirtschaftssystems in Richtung Klimaneutralität und Nachhaltigkeit.

Trotz des zunehmenden Interesses externe Effekte des Verkehrs auf europäischer Ebene zu internalisieren, sind die EU-Gesetzgebung und eine Harmonisierung nicht evident und Maßnahmen liegen zum Teil vollständig in der Verantwortung der einzelnen Mitgliedstaaten. Insgesamt zeigt sich, dass der Grad der Internalisierung der externen Effekte des Warentransports in der EU sehr niedrig ist und weitere Handlungsoptionen erfordern.

Eine detaillierte Analyse der externen Kosten je Transportart und Externalität, sowie eine ausführliche Diskussion wirtschaftspolitischer Handlungsmöglichkeiten zur Internalisierung der externen Kosten von Transportaktivitäten finden Sie in der FIW-Studie "Transportkostenwahrheit im internationalen Handel“ von Elisabeth Christen, Bettina Meinhart, Franz Sinabell und Gerhard Streicher (WIFO), die im Juli 2021 erschienen ist und als Download zur Verfügung steht:
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Die Video-Aufzeichnung der Studienpräsentation mit Elisabeth Christen vom 15.9.2021 können Sie auf unserem Blog ansehen.
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