FIW-Jahresgutachten 2021 veröffentlicht: Österreichs Exporte im Jahr 2020 um 10,2% geschrumpft

Das Kompetenzzentrum "Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft" (FIW) hat sein Gutachten zur Lage der österreichischen Außenwirtschaft im Jahr 2021 vorgelegt. Das Gutachten untersucht die Folgen der COVID-19 Pandemie für die österreichische Außenwirtschaft.

Die Hauptergebnisse der kurzfristigen Außenwirtschaftsprognose können folgendermaßen zusammengefasst werden: Die österreichischen Waren- und Dienstleistungsexporte dürften im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 real um 10,2% niedriger ausfallen. Die Gesamtimporte werden über denselben Beobachtungszeitrum etwas stärker und real um 10,6% zurückgehen. Der Dienstleistungshandel ist von der COVID-19 Pandemie deutlich stärker negativ betroffen. Während die Warenexporte im positiven Szenario bis zum Jahresende 2021 das Vorkrisenniveau erreichen könnten, wird die Erholung für den Dienstleistungshandel deutlich länger dauern.

Das  FIW-Jahresgutachten 2021 steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung.

Der Datenappendix ist als PDF, sowie als Excel-Datei zum Download verfügbar.

Seit dem Jahr 2020 veröffentlicht das Kompetenzzentrum "Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft" (FIW) im Februar ein jährliches Gutachten zur "Lage der österreichischen Außenwirtschaft". Finanziell unterstützt wird das Gutachten durch Fördermittel des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW). Neben der Darstellung und Analyse der aktuellsten Entwicklungen hinsichtlich der österreichischen Außenwirtschaft wird ein besonderes Augenmerk auf die Prognose von möglichen zukünftigen Entwicklungen gelegt. Das zweite Jahresgutachten für das Jahr 2021 beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Folgen der COVID-19‑Pandemie für den internationalen Handel und die österreichischen Außenwirtschaftsbeziehungen.

Das Jahr 2020 wurde vom Ausbruch und der globalen Verbreitung von COVID‑19 geprägt. Obwohl in den ersten beiden Kalendermonaten Europa direkt nicht stark von der Ausbreitung des Virus betroffen war, litten die europäischen Wertschöpfungsketten bereits durch Produktions- und Lieferausfälle in Asien – insbesondere in China. Ab Mitte Februar breitete sich die Pandemie auch flächendeckend über Europa und die USA aus. Die Politik musste mit gesundheitspolitischen Maßnahmen reagieren, die vor allem die Bewegungs- und Verkehrsfreiheit massiv einschränkten und große Teile des Wirtschaftslebens zum Stillstand brachten. Ökonomisch betrachtet führte die COVID‑19‑Pandemie zu einem wirtschaftlichen Abschwung, wie man ihn seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr beobachten musste. Laut WIFO-Prognose vom Dezember 2020 ist mit einem Rückgang des österreichischen BIP um 7,3% im Vergleich zu 2019 zu rechnen.

Für die österreichischen Außenwirtschaftsbeziehungen hatte die COVID-19‑Pandemie einschneidende Folgen. Für das Jahr 2020 wird ein Rückgang der österreichischen Warenexporte in Höhe von 7,3% (real) erwartet. Berücksichtigt man zusätzlich noch den Dienstleistungshandel, so ergibt sich ein Gesamtexportrückgang in Höhe von rund 10,2%. Der Rückgang der Gesamtimporte wird über denselben Beobachtungszeitrum etwas stärker und mit einem Minus von real 10,6% ausfallen. Auch im Gegensatz zur Finanzmarktkrise ist der Dienstleistungshandel von COVID-19 stärker betroffen und dessen Erholung dürfte auch schleppender vonstattengehen.

Für die Jahre 2021 und 2022 stellt das vorliegende Jahresgutachten Prognosen auf Basis von drei unterschiedlichen Szenarien an. Das erste Szenario bildet die Informationslage von Mitte Jänner 2021 ab und beruht auf einer Studie der Weltbank ("Weltbank Jänner 2021-Szenario"). Die beiden anderen Szenarien unterstellen einen schlechteren Verlauf der Pandemiebekämpfung und liefern etwa Informationen über die Auswirkungen eines neuerlichen großflächigen Auftretens der COVID‑19‑Pandemie, oder über längere Verzögerungen im Impffortschritt auf den Handel. Das Weltbank-Szenario vom Jänner geht hingehen davon aus, dass die Impfungen in den entwickelten Volkswirtschaften und großen Schwellenländern im 1. Quartal 2021 beginnen und es gelingt, die Impfrate auch in den Ländern des Euro‑Raums so zu erhöhen, dass bis Ende April bereits eine gute Durchimpfungsrate der älteren Bevölkerung und in der zweiten Jahreshälfte eine flächendeckende Durchimpfung erreicht werden können.

Unterstellt man den Pandemieverlauf des Weltbank-Szenarios, so könnte das Vorkrisenniveau im österreichischen Warenexport bis Ende 2021 wieder erreicht werden. Im pessimistischen Szenario könnte sich das Wachstum der Warenexporte 2021 bis auf 0,3% einbremsen, im optimistischsten Fall und auf Basis des Weltbankszenarios wäre eine Expansion um bis zu 5,5% möglich. Für den Export von Dienstleistungen geht die Prognose auf Basis des Weltbank-Szenarios von einem Wachstum von 2,6% im Jahr 2021 aus. Dieses Wachstum wird nicht ausreichen, um die Verluste aus 2020 vollständig wettmachen zu können. Haupttreiber dieser Gesamtentwicklung ist der grenzüberschreitende Reiseverkehr. Durch die im Jänner und Februar 2021 aufrechten Verkehrs- und Reisebeschränkungen wird nach dem starken Einbruch im Jahr 2020 ein zusätzliches leicht negatives Wachstum von 0,5% für die Reiseverkehrsexporte für das Jahr 2021 prognostiziert.